Dienstag, 28. April 2009

Oregon : Oregon

Ich verstehe nicht viel von Musik. Ich weiß eigentlich nur, wie man auf einer Gitarre einen e-moll-Akkord greift und wo auf einem Klavier die Tasten für C-Dur liegen. Aber trotz dieser musikalischen Unkenntnis gehört zu meinen liebsten Erinnerungen aus meiner Jugend das Anhören einer wirklich nicht unkomplexen LP: Oregon, von der großartigen Band gleichen Namens. Nachdem ich sie damals im Radio auszugsweise gehört hatte (ja, liebe Kinder, damals konnte man noch in einem ganz normalen Radioprogamm wie dem WDR 2 völlig abgedrehte aber lohnenswerte Musik hören, die es sonst nirgends gab -- aber, das will ja heute keiner mehr wissen und ist sowieso eine völlig andere Geschichte), ging ich im Erscheinungsjahr der LP 1983 in einen ganz normalen Plattenladen und kaufte mir dieses Wunderwerk vom mühsam ersparten Taschengeld.

Es ist definitiv Jazz, aber was für welcher? Classic, weil die Musiker ein klassisches Meisterwerk geschaffen haben und dabei laut Plattentext alte, geradezu bach'sche Spiel- und Kompositionstechniken benutzten? Oder Free-Jazz? Nein, free war das ganz und gar nicht, was da aus den Lautsprechern klang, auch wenn damalige Schulkameraden fluchtartig verschwanden, sobald man beim gemeinsamen Hausaufgabenmachen die LP auflegte oder die Eltern sich oft über das vermeintlich atonale Gekreische aufregten, das da aus dem Sohneszimmer dröhnte. Modern? Gut, modern war es sicher, aber klingt es nicht auch ein wenig nach einer Heuernte in einem idyllischen Dorf in der Renaissance? Nun, die Musik war auf jeden Fall nicht sehr gesellig, sie war auch nichts für die Mädchen zu den damaligen NDW-Zeiten, aber das machte nichts, weil man bei dieser Musik sowieso nichts anderes tun konnte als zuzuhören. Und so vergingen denn die Jahre. Anfang der 90er zerstörte ich bei einem absurden Bügelunfall diese wunderbare LP und Mitte der 90er fraß ein billiger Walkman die zugehörige Kassette.

Ich war

musiklos!

Ich konnte die Platte nicht mehr wiederfinden und meine halbherzigen Versuche, sie in irgendwelchen vermeintlichen "Spezialläden" zu bestellen oder gar zu kaufen, schlugen alle fehl. Dann wurde das Internet erfunden, das IP-Protokoll HTTP und die Online-Shops wie Amazon. Und vor ungefähr zwei Monaten stellte ich fest, dass auf einmal die Suche nach Oregon Oregon nicht mehr vergeblich war. Es gab sie wieder! Als CD! Neuauflage von ECM-Klassikern! Gut, die Verpackung ist schon recht peinlich, eine einfache Papphülle, in die die CD lieblos eingesteckt ist. Als Cover musste das verkleinerte Original-Cover herhalten. Aber, meine Güte, das ist alles egal! Ich hab sie wieder - neu!

Mittlerweile weiß ich auch, was das für Musik ist. Es ist Synästhesie für Dysästhetiker (oder wie immer auch letztere heißen mögen). "The Rapids" zeigen dem Hörer wirklich einen munteren Bach mit Stromschnellen. Man hört das Wasser plätschern und fühlt die Spritzer auf der Haut, die Sonne scheint und im Aerosol über besonders lebhaften Stellen des Baches kann man andeutungsweise Regenbogen erkennen. Bei "There Was No Moon That Night" ziehen in einer Neumondnacht einige Wolken an den Sternen vorbei und irgendwie riecht es nach beginnendem Herbst. Nur "Impending Bloom" will keine rechte Vorstellung von schweren, riesigen Blüten aufkommen lassen, die sich langsam und majestätisch öffnen. Dafür kann ich dabei den Rhythmus immer noch nur fast mitklatschen.

Ich hab' sie wieder - neu! Und kann sie allen nur zutiefst empfehlen und wärmstens ans Herz und ans Ohr legen:

Oregon, Oregon. 1983, ECM 1258; 2008, ECM Records (Universal)
 

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