Samstag, 20. November 2010

Adrian Belew Power Trio, live in Berlin im Quasimodo

Es ist fast nicht zu fassen, schon wieder gab es ein großartiges Konzert. Adrian Belew kam gestern am 19.11.2010 mit seinem Power Trio nach Berlin ins Quasimodo. Die Ankündigung dieses Auftritts ist vollkommen untergegangen, es gab keine Hinweise im Radio, keine Plakate in der Stadt, gar nichts und ich hätte ihn völlig verpasst, wenn ich nicht vor einiger Zeit zufällig bei nostalgischem Googeln darauf gestoßen wäre.

Belew kenne ich schon recht lange. Er ist mir zum ersten Mal mit der "Remain in Light" von den Talking Heads aufgefallen, danach bei Tom Tom Club und Laurie Anderson. Am stärksten hat er mich aber mit der 80er-Jahre Neuauflage von King Crimson beeindruckt. Ich kenne dazu noch einige seiner Solo-Alben, wie "Lone Rhinos" oder "Young Lions", "Side One" und andere. Es war also praktisch unvermeidlich, dass ich da hingehe.

Das Konzert bestand größtenteils aus der Musik, die auch auf dem Download-Album "Live Overseas" zu finden ist: viel von King Crimson und einige Stücke seiner Solo-Alben. Die Musiker waren in absoluter Hochform. Belew stand strahlend auf der Bühne und hat, unterstützt durch elektronische Sperenzchen, eine vollkommen unglaubliche Performance hingelegt. Es ist kaum zu beschreiben, vielleicht käme die Bezeichnung "Freejazz-Rock" dem nahe. Er nahm Loops auf der Bühne auf und legte diese als Klangteppiche unter seine Soli. Mit Pathos gesprochen: Er hat seine Gitarre weinen, kreischen, lachen, juchzen und mit sich selbst sprechen lassen, dass es ein wahre Freude war.

Seine beiden Co-Musiker waren Julie Slick am Bass und Marco Minnemann am Schlagzeug. Sie scheint recht jung zu sein und beide waren mir bis gestern vollkommen unbekannt. Julie Slick hat die kompliziertesten Basslinien gespielt, als wären sie kinderleicht, Thela Hun Jin Jeet zum Beispiel. Ich konnte leider nicht erkennen, wie sie das machte, Publikum versperrte die Sicht. Leicht und drängend und präzise, wirklich toll! Marco Minnemann am Schlagzeug hat auf dem selben Niveau mitgehalten. Sein Solo fand ich zwar etwas langweilig im Vergleich zum restlichen Auftritt, aber auch er war dennoch absolut umwerfend.

Aufnahmen von gestern gibts leider keine, drum hier eine etwas andere Besetzung (ohne Marco Minnemann am Schlagzeug) aus 2008:


Ich kann mich nicht entscheiden wie viel der Musik improvisiert war. Die Stücke waren leicht und hart, kompliziert und verspielt, manchmal etwas arhythmisch wie Freejazz, oft treibend wie bester Hard-Rock. Die komplizierten Breaks passten alle. Das anzuhören hat in mir seit sehr langer Zeit einmal wieder den Wunsch geweckt: "Das will ich auch können!" Kann ich aber leider nicht, dafür konnten die drei es um so sehr viel besser.

Es gab auch Publikum. Ich habe mich mit Sicherheit verzählt, schätze aber, dass nicht mehr als 200 bis 250 Besucher da waren. Leute jeden Alters, wobei graue Häupter und Männer mit hoher Stirn à la Adrian Belew leicht in der Überzahl waren. Es gab offensichtlich nur wenige Besucher, die nichts mit der Band anfangen konnten, der Raum leerte sich nicht. Mit einem Eintrittspreis von 26€ an der Abendkasse gehörte dieses Konzert noch zu den preiswerteren, d.h. ich ginge da auch gerne einmal im Monat hin.

Das Quasimodo selbst ist noch genauso wie früher. Die Sitzplätze sind immer noch sofort belegt, sobald die ersten 10 Gäste durch die Tür sind. Immer noch ist es fast unmöglich, ein Getränk zu bekommen, es sei denn, man quetscht sich an die abseits gelegene Bar und verliert damit einen passablen Stehplatz. Immer noch kann man von den Instrumenten kaum etwas sehen, weil die Bühne so niedrig ist, dass das Publikum davor komplett die Sicht versperrt. Immer noch ist der Laden großartig für Konzerte, bei denen man Musik und Musiker aus der Nähe erleben will. Gut bekommen ist dem Quasimodo, dass da drin nicht mehr geraucht werden darf. Nachteilig ist, dass die Konzerte erst ab 22:00 anfangen, mit Einlass um 21:00 und Musiker, die auf sich halten, lassen auch gerne mal auf sich warten. Gestern waren es ca. 40 Minuten. Ein weiterer gravierender Nachteil war die Lautstärke. Dunkel erinnere ich mich daran, dass ich das früher schon problematisch fand, die große Nähe zu den Musikern bedeutet auch eine sehr große Nähe zu den Boxen. Dieses Mal war es aber wirklich sehr laut, also wirklich sehr laut. Ich war gottseidank vorgewarnt und hatte mich mit Ohrstöpseln für Musiker ausgerüstet. Ohne die hätte ich spätestens nach einer halben Stunde den Laden verlassen müssen.

Das Konzert dauerte mit Pause etwa 2 Stunden und ich hatte nach insgesamt ca. 3 Stunden stehen leider keine Geduld mehr, mich am Ende zu den Autogrammjägern zu quetschen. Ohne schmerzenden Rücken und mit funktionierenden Füßen hätte ich das sicherlich getan.

Das war wieder einmal ein absolutes Highlight! Da will ich wieder hin und ich schaue in Zukunft nach Julie Slick und Marco Minnemann.

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